Manche halten sie für „kalten Kaffee“ andere arbeiten konsequent an ihrer Einführung ins deutsche Gesundheitswesen: Die ergebnis- oder qualitätsbezogene Vergütung ist ein Thema, das seit einigen Jahren fest zur gesundheitspolitischen Diskussion gehört. „Pay for Performance“, kurz P4P, wird kontrovers diskutiert. Von den Leistungserbringern wird sie oft als Bedrohung empfunden. Allzu nahe liegt die Furcht, die Kassen könnten sie für einen weiteren Dreh an der Sparschraube missbrauchen. Die qualitätsbezogene Vergütung birgt aber auch Chancen. Denn Kliniken mit strukturierten Behandlungsprozessen und -programmen kann sie in der elektiven Versorgung einen Vorteil verschaffen.
Einigkeit zwischen Kasse und Klinik
Uwe Deh vom Vorstand des AOK-Bundesverbandes beschied auf der AQUA-Tagung am 14. Mai in Göttingen, dass P4P nicht mehr aktuell sei. Er sieht die
Gefahr von negativen Anreizen und lehnt die qualitätsbezogene Vergütung grundsätzlich ab. In die gleiche Kerbe schlug auf dieser Veranstaltung Georg
Baum von der Deutschen Krankenhausgesellschaft. Die ungewohnte Einigkeit zwischen Kassen und Kliniken entspringt einem gemeinsamen Interesse an mehr
staatlichem Engagement: Wenn es in den Kliniken Qualitätsprobleme gebe, seien die viel zu geringen Investitionen der Bundesländer die wichtigste Ursache dafür. Eine inverse Variante der ergebnisbezogenen Vergütung brachte Kassenvertreter Deh in Göttingen aber doch noch ins Spiel: No pay for no performance, also letztlich der Marktausschluss als Strafe für unterdurchschnittliche Leistung. Dass der Kaffee dann wohl doch nicht ganz so kalt ist, zeigt sich nicht nur an Dehs Vorschlag. Im Koalitionsvertrag skizzieren zwei ganze Absätze den Einstieg in die qualitätsbezogene Vergütung für Krankenhäuser. Ganz lapidar heißt es dort: „Qualität wird als weiteres Kriterium für Entscheidungen der Krankenhausplanung gesetzlich eingeführt (§ 1 KHG).“ Im selben Kapitel wird die Gründung eines neuen Qualitätsinstituts angekündigt, an welchem das Gesundheitsministerium inzwischen schon arbeitet. Dieses Institut könnte die mess- und vergleichbaren Qualitätskriterien erarbeiten, die für P4P gebraucht werden.
Transparenzweltmeister Deutschland
Die Krankenhäuser warnen allerdings vor einer falschen Qualitätseuphorie. Die größte Skepsis gegenüber P4P gibt es wohl in der Ärzteschaft. Im Hinblick
auf das geplante Qualitätsinstitut formulierte der Präsident der Bundesärztekammer, Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery auf dem diesjährigen Ärztetag kurz und
bündig: „Wir brauchen und wollen keine Behörde, die Qualität verwaltet!“ Er wies darauf hin, dass es die Ärzte waren, welche die medizinische Qualitätssicherung
erfunden und gegen erhebliche Widerstände gerade aus den Kassen durchgesetzt hätten. Ärztliche Stimmen in der P4P-Diskussion warnen immer wieder
vor starr formalisierten Kriterien und übermäßig bürokratisierten Verfahren, die ihrerseits an Qualität zu wünschen übrig ließen.
Qualität mit Eigendynamik
Doch sobald akzeptierte evidenzbasierte Qualitätskriterien vorliegen, bekommt die Qualitätsdiskussion eine neue Eigendynamik, wie bei der elektiven
Endoprothetik bereits zu beobachten ist. „Es gibt in diesem Bereich ja bereits sehr starke Bestrebungen, der Qualität und auch dem Qualitätsvergleich einen
neuen Stellenwert zu geben“, sagt Dr. Claudia Linke, Leiterin Health Care Initiatives für die mitteleuropäische DACHP-Region bei Biomet. „Hier sind vor allem das deutsche Endoprothesenregister und die Endocert-Initiative zu nennen. Der Qualitätswettbewerb ist längst in Gang und wird – mit oder ohne P4P – in absehbarer Zeit noch viel deutlicher zutage treten.“ Egal wie die Politik die Weichen im Hinblick auf P4P stellen wird, ist jede Klinik gut beraten, in der Endoprothetik auf Qualitätsinstrumente zu setzen, die sich in der Praxis bereits bewährt haben. „Mit dem Rapid Recovery Programm können wir ein Instrument anbieten, das wie kein anderes evidenzbasierte Qualität mit optimierten Prozessen und größerer Patientenzufriedenheit verbindet“, ist Dr. Linke überzeugt.